
Die Wahl von Produkten mit Schutzsiegel ist mehr als eine Geschmacksfrage – es ist eine aktive Entscheidung für den Erhalt von Kultur, Handwerk und Landschaften in Deutschland und Europa.
- Authentische Produkte sind oft preiswerter als ihre industriellen Imitate, wenn man die wahre Qualität und die nachhaltige Wertschöpfungskette berücksichtigt.
- Jedes Siegel (g.U., g.g.A., g.t.S.) erzählt eine andere Geschichte über die Verbindung von Produkt, Region und traditionellem Wissen.
Empfehlung: Werden Sie zum bewussten Genießer und Geschmacks-Aktivisten. Suchen Sie gezielt nach diesen Siegeln und entdecken Sie die wahren, authentischen Aromen Ihrer Region und Europas.
Sie stehen im Supermarkt vor dem Käseregal. Die Auswahl ist riesig, die Verpackungen bunt, die Versprechen vielfältig. Ein Käse wirbt mit „Bergbauern-Qualität“, ein anderer trägt ein kleines, rot-gelbes Siegel mit der Aufschrift „g.U.“. Die meisten von uns greifen zu dem, was wir kennen oder was im Angebot ist, und denken uns: Am Ende ist es doch nur Käse. Doch was, wenn diese kleinen Siegel nicht nur Marketing sind? Was, wenn sie ein Versprechen darstellen – ein Versprechen von Authentizität, von Tradition und von einem Geschmack, der untrennbar mit einem bestimmten Ort verbunden ist?
Die gängige Meinung reduziert regionale Spezialitäten oft auf eine Frage des Preises oder des persönlichen Geschmacks. Man hat schon von Parmaschinken oder Champagner gehört, aber die tiefere Bedeutung dieser Klassifizierungen bleibt meist im Verborgenen. Wir sind so an die industrielle Lebensmittelproduktion gewöhnt, dass wir vergessen haben, dass Essen eine Geschichte erzählt. Die Geschichte von Menschen, von Landschaften und von über Generationen weitergegebenem Wissen. Dieser Artikel bricht mit der oberflächlichen Betrachtung. Er nimmt Sie mit auf eine Reise hinter die Etiketten.
Aber wenn die wahre Antwort nicht im Preisvergleich liegt, sondern im Verständnis des Wertes? Wenn die Entscheidung für ein Produkt mit geschützter Herkunftsbezeichnung eine bewusste, fast politische Handlung ist, um das kulinarische Erbe zu bewahren? Wir werden die Sprache der Siegel entschlüsseln, mit dem Mythos aufräumen, dass Qualität immer teurer sein muss, und Ihnen zeigen, wie Sie durch Ihren Einkauf zum Hüter von Geschmack und Tradition werden können. Wir tauchen ein in die Welt der echten Aromen, die mehr sind als nur Nahrung – sie sind die Seele einer Region.
In den folgenden Abschnitten werden wir die Geheimnisse der EU-Siegel lüften, Ihnen zeigen, wie Sie Ihre eigene Genuss-Reise planen und wie Sie Qualität erkennen und bewahren. Dieser Leitfaden macht Sie vom Konsumenten zum Kenner und Botschafter des guten Geschmacks.
Inhalt: Die wahren Schätze Europas entdecken
- g.U., g.g.A., g.t.S.? Was die Siegel auf Lebensmitteln wirklich bedeuten und warum es einen Unterschied macht
- Auf den Spuren des Geschmacks: Wie Sie eine unvergessliche Genuss-Reise zu Ihrer Lieblingsspezialität planen
- Die Preis-Lüge: Warum der echte Parmesan oft günstiger ist als das billige Imitat
- Die berühmten Namen und ihre geheimen Alternativen: Wie Sie sparen, ohne auf Qualität zu verzichten
- So ruinieren Sie jeden guten Käse: Die schlimmsten Lagerungs- und Servierfehler
- Die Top 5 Nährstoff-Champions in Ihrem Supermarkt (und nein, es sind keine exotischen Beeren)
- Der Qualitäts-Check: Woran Sie erkennen, ob ein Kleidungsstück sein Geld wirklich wert ist
- Essen ist die ehrlichste Sprache der Welt: Wie Sie über den Teller die Seele eines Landes entdecken
g.U., g.g.A., g.t.S.? Was die Siegel auf Lebensmitteln wirklich bedeuten und warum es einen Unterschied macht
Die kleinen, bunten Siegel der Europäischen Union sind weit mehr als nur Dekoration. Sie sind ein rechtlich verbindlicher Pass, der die Identität eines Lebensmittels garantiert. Sie zu verstehen, ist der erste Schritt zum bewussten Genuss. Es geht nicht darum, welches Siegel „besser“ ist, sondern darum, welche Geschichte es erzählt. Die drei Hauptkategorien sind dabei von zentraler Bedeutung für den Schutz des kulinarischen Erbes.
- g.U. (geschützte Ursprungsbezeichnung): Dies ist das strengste Siegel. Es garantiert, dass alle Produktionsschritte – von der Erzeugung der Rohstoffe bis zur Verarbeitung – in einer eng definierten geografischen Region stattfinden. Der Geschmack ist untrennbar mit dem Terroir, also dem Zusammenspiel von Boden, Klima und menschlichem Können, verbunden.
- g.g.A. (geschützte geografische Angabe): Hier muss mindestens ein Produktionsschritt in der Region erfolgen, während die Rohstoffe auch von außerhalb stammen können. Dieses Siegel schützt die besondere Reputation eines Produkts, die mit seiner Herkunft verbunden ist, wie zum Beispiel beim Schwarzwälder Schinken, der im Schwarzwald geräuchert und gesalzen wird, dessen Schweinefleisch aber nicht zwingend von dort stammen muss.
- g.t.S. (garantiert traditionelle Spezialität): Dieses Siegel schützt nicht den Ort, sondern eine traditionelle Rezeptur oder ein Herstellungsverfahren. Ein Heumilchkäse kann also überall in der EU hergestellt werden, solange die traditionellen Fütterungs- und Produktionsmethoden eingehalten werden.
Beispiel aus Deutschland: Allgäuer Bergkäse (g.U.)
Ein perfektes Beispiel für die Bedeutung der g.U. ist der Allgäuer Bergkäse. Wie vom Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) bestätigt, darf für seine Herstellung ausschließlich Rohmilch aus dem Allgäu verwendet werden. Die einzigartige Flora der Allgäuer Wiesen, geprägt durch spezifische geologische und klimatische Bedingungen, verleiht der Milch und damit dem Käse seinen unverwechselbaren Charakter. Kombiniert mit dem über Jahrhunderte gewachsenen Know-how der Allgäuer Käser entsteht ein Produkt, dessen Qualität direkt aus seiner Heimat stammt und nirgendwo anders repliziert werden kann.
Diese Siegel sind also keine Schikane, sondern ein Schutzwall gegen industrielle Gleichmacherei. Sie sichern die Existenz kleiner landwirtschaftlicher Betriebe, bewahren traditionelle Handwerkskunst und garantieren Ihnen als Verbraucher ein authentisches, unverfälschtes Produkt.
Auf den Spuren des Geschmacks: Wie Sie eine unvergessliche Genuss-Reise zu Ihrer Lieblingsspezialität planen
Der wahre Wert eines geschützten Produkts offenbart sich am besten vor Ort. Eine Reise zu den Ursprüngen Ihrer Lieblingsspezialität ist mehr als ein Urlaub – es ist eine Pilgerfahrt für die Sinne. Stellen Sie sich vor, Sie probieren Allgäuer Bergkäse direkt in einer Sennerei, umgeben vom Duft frischen Heus, oder genießen eine Nürnberger Rostbratwurst an einem Stand in der Altstadt, wo sie seit Jahrhunderten hergestellt wird. Diese Erlebnisse schaffen eine Verbindung, die kein Supermarkt bieten kann. Sie werden zum Zeugen des Handwerks und zum Teil der Geschichte.

Die Planung einer solchen Genuss-Reise ist heute einfacher als je zuvor. Es geht nicht darum, blind loszufahren, sondern darum, die Reise strategisch anzugehen, um die authentischsten Erlebnisse zu finden. Die EU und regionale Initiativen bieten dafür fantastische digitale Werkzeuge an, die Ihnen helfen, direkt zu den Erzeugern zu finden und die Spreu vom Weizen zu trennen.
Nutzen Sie diese digitalen Helfer, um Ihre persönliche Genuss-Route zu gestalten:
- EU-Datenbank eAmbrosia: Dies ist das offizielle Verzeichnis aller in der EU geschützten Lebensmittel, Weine und Spirituosen. Hier können Sie nach Ländern oder Produktkategorien filtern und die exakten Spezifikationen einsehen.
- GIview-Datenbank: Ein weiteres mächtiges EU-Tool, das detaillierte Informationen zu den Produktspezifikationen und oft auch Links zu den Herstellerverbänden bietet – Ihr direkter Draht zu den Produzenten.
- Regionale Portale: Suchen Sie gezielt nach regionalen Initiativen. Webseiten wie Spezialitätenland-Bayern.de listen lokale Produzenten auf und bieten oft Informationen zu Hofläden, Märkten und Veranstaltungen.
Diese Werkzeuge verwandeln eine vage Idee in einen konkreten Plan. Sie ermöglichen es Ihnen, kommerzielle Touristenfallen zu umgehen und stattdessen die kleinen, familiengeführten Betriebe zu entdecken, die das Herz des kulinarischen Erbes bilden. So wird Ihre Reise zu einer echten Entdeckung und Unterstützung für die lokale Wirtschaft.
Die Preis-Lüge: Warum der echte Parmesan oft günstiger ist als das billige Imitat
Eines der hartnäckigsten Vorurteile gegenüber geschützten Spezialitäten ist der Preis. „Das ist mir zu teuer“, hört man oft. Doch diese Aussage beruht auf einem fundamentalen Missverständnis von Wert und Preis. Ja, ein Stück echter Parmigiano Reggiano g.U. kostet an der Theke mehr als geriebener Hartkäse in der Plastikdose. Aber vergleichen wir hier wirklich Äpfel mit Äpfeln? Der deutsche Käsemarkt allein zeigt mit einem prognostizierten Umsatz von 13,4 Milliarden US-Dollar im Jahr 2025, welche enorme wirtschaftliche Kraft hier wirkt – eine Kraft, die oft auf Kosten der Qualität geht.
Die „Preis-Lüge“ besteht darin, nur auf den Euro-Betrag auf dem Etikett zu schauen, anstatt die gesamte Wertschöpfungskette zu betrachten. Ein geschütztes Produkt beinhaltet Kosten, die ein industrielles Imitat nicht hat: faire Milchpreise für die Bauern, längere Reifezeiten, die Kapital binden, und aufwendige Handarbeit. Diese Kosten sind keine Verschwendung, sondern eine Investition in Qualität. Ein industrielles Imitat spart genau an diesen Stellen und ersetzt Qualität durch Zusatzstoffe, kürzere Prozesse und billige Rohstoffe. Am Ende zahlen Sie für Wasser, Füllstoffe und Marketing – nicht für Geschmack.
Die folgende Gegenüberstellung verdeutlicht, dass der höhere Preis oft mehr als gerechtfertigt ist, wie eine Analyse deutscher Spezialitäten zeigt.
| Produkt | Geschützte Version | Imitat | Preisdifferenz | Qualitätsunterschiede |
|---|---|---|---|---|
| Hartkäse | Allgäuer Bergkäse (g.U.) | Standard Bergkäse | +15-20% | Rohmilch, 4+ Monate Reifung, Terroir-Geschmack |
| Bratwurst | Nürnberger Rostbratwurst (g.g.A.) | Normale Rostbratwurst | +10-15% | Spezifische Gewürzmischung, max. 9cm Länge |
| Schinken | Schwarzwälder Schinken (g.g.A.) | Geräucherter Schinken | +25-30% | Traditionelle Räucherung, mindestens 3 Wochen |
Betrachtet man die Qualität – den intensiveren Geschmack, die besseren Nährwerte und das Fehlen von Zusatzstoffen – ist das Original oft sogar „günstiger“. Sie benötigen weniger davon, um die gleiche geschmackliche Wirkung zu erzielen. Ein Löffel echter, geriebener Parmesan hat mehr Aroma als eine Handvoll billiges Pulver. Der Kauf des Originals ist somit keine Ausgabe, sondern eine Investition in Genuss und Gesundheit.
Die berühmten Namen und ihre geheimen Alternativen: Wie Sie sparen, ohne auf Qualität zu verzichten
Die Welt der geschützten Spezialitäten ist größer als nur die berühmten Namen, die jeder kennt. Während Parmigiano Reggiano und Roquefort die unbestrittenen Stars sind, gibt es in ganz Europa – und besonders in Deutschland – eine Fülle von weniger bekannten, aber qualitativ ebenbürtigen Produkten, die darauf warten, entdeckt zu werden. Dies ist die zweite Ebene des bewussten Genusses: nicht nur das Original vom Imitat zu unterscheiden, sondern auch innerhalb der Welt der Originale die verborgenen Perlen zu finden.
Oftmals stehen diese „geheimen Alternativen“ im Schatten ihrer berühmten Verwandten, bieten aber ein ebenso tiefes Geschmackserlebnis, manchmal sogar zu einem günstigeren Preis. Ein Beispiel ist die Welt des Bergkäses. Jeder kennt die großen Schweizer Namen, aber haben Sie schon einmal einen Allgäuer Bergkäse oder einen Vorarlberger Bergkäse g.U. probiert? Sie werden aus derselben Tradition der Alpenkäserei geboren und spiegeln ihr einzigartiges Terroir wider. Die Qualität eines solchen Käses lässt sich oft schon mit den Augen erkennen.

Die Textur auf dem Bild oben lügt nicht: Die winzigen weißen Punkte sind Kalziumlaktat-Kristalle, auch Reifekristalle genannt. Sie sind kein Fehler, sondern ein untrügliches Zeichen für eine lange, sorgfältige Reifung und einen komplexen, nussig-würzigen Geschmack. Solche Merkmale finden Sie bei industriellen Schnellreifeprodukten nicht. Indem Sie lernen, auf solche Details zu achten, werden Sie zum wahren Kenner.
Ihre Mission als Geschmacks-Entdecker ist es, neugierig zu bleiben. Fragen Sie an der Käsetheke nicht nur nach dem Bekannten, sondern fragen Sie: „Haben Sie einen regionalen Hartkäse mit vergleichbarer Reife?“ Oder: „Welchen lokalen Schinken würden Sie als Alternative zum Parmaschinken empfehlen?“ Sie werden überrascht sein, welche Schätze Ihnen die Fachverkäufer offenbaren. Diese Neugier unterstützt nicht nur die Vielfalt, sondern belohnt Sie auch mit neuen, unvergesslichen Geschmackserlebnissen.
So ruinieren Sie jeden guten Käse: Die schlimmsten Lagerungs- und Servierfehler
Sie haben ihn gefunden: den perfekten, handwerklich hergestellten Käse. Sie haben in Qualität investiert und ein Stück kulinarisches Erbe nach Hause getragen. Doch der größte Fehler passiert oft in den letzten Metern – zwischen Kühlschrank und Teller. Falsche Lagerung und unsachgemäßes Servieren können die monatelange Arbeit eines Käsers in Minuten zunichtemachen. Einen guten Käse zu respektieren bedeutet, ihm die Behandlung zukommen zu lassen, die er verdient.
Der häufigste Fehler ist die Lagerung in Plastikfolie. Käse ist ein lebendiges Produkt, er muss atmen. In Plastikfolie erstickt er, fängt an zu schwitzen und entwickelt unangenehme Ammoniak-Aromen. Ebenso fatal ist eine zu kalte Lagerung, die die Aromen abtötet, oder eine zu warme, die ihn schnell ranzig werden lässt. Jeder Käsetyp hat seine eigenen Bedürfnisse, die es zu kennen gilt, um den vollen Geschmack zu erhalten.
Auch beim Servieren lauern Fallen. Käse direkt aus dem Kühlschrank auf den Tisch zu stellen, ist ein Sakrileg. Die Kälte lähmt die Aromamoleküle. Der Käse schmeckt flach und eindimensional. Er braucht Zeit, um aufzuwachen und seine komplexe Persönlichkeit zu entfalten. Der Respekt vor dem Produkt zeigt sich in diesen letzten, entscheidenden Handgriffen.
Der folgende Plan hilft Ihnen, die häufigsten Fehler zu vermeiden und sicherzustellen, dass Ihr Käse sein volles Potenzial entfalten kann.
Aktionsplan: So bewahren Sie den wahren Geschmack Ihres Käses
- Das richtige Klima schaffen: Lagern Sie Hartkäse wie Allgäuer Bergkäse bei 8-10°C im Gemüsefach. Weichkäse wie Harzer Roller gehört bei 4-6°C in den kälteren Bereich. Schnittkäse (z.B. Tilsiter) fühlt sich bei 6-8°C am wohlsten.
- Die richtige Hülle wählen: Wickeln Sie Hart- und Schnittkäse in spezielles Käsepapier oder Pergamentpapier. Weichkäse bleibt am besten in seiner Originalverpackung. Perforierte Folie hilft Schnittkäse beim Atmen.
- Zero-Waste praktizieren: Werfen Sie die Rinde von Hartkäse wie Bergkäse niemals weg! Sie ist ein fantastischer Geschmacksgeber für Suppen, Eintöpfe und Soßen. Einfach mitkochen und vor dem Servieren entfernen.
- Die perfekte Temperatur finden: Nehmen Sie jeden Käse mindestens 30 Minuten vor dem Verzehr aus dem Kühlschrank. Nur bei Raumtemperatur können sich die flüchtigen Aromen voll entfalten.
- Richtig schneiden und anrichten: Verwenden Sie für verschiedene Käsesorten unterschiedliche Messer, um Geschmacksübertragungen zu vermeiden. Richten Sie den Käse auf einer Holz- oder Schieferplatte an, nicht auf Plastik.
Die Top 5 Nährstoff-Champions in Ihrem Supermarkt (und nein, es sind keine exotischen Beeren)
In einer Zeit, in der exotische „Superfoods“ aus fernen Ländern die Gesundheits-Blogs dominieren, vergessen wir oft die wahren Nährstoff-Champions, die direkt vor unserer Haustür wachsen. Goji-Beeren, Chiasamen und Quinoa haben sicherlich ihre Berechtigung, doch ihr langer Transportweg und hoher Preis stellen ihre Nachhaltigkeit in Frage. Dabei bietet die traditionelle deutsche und europäische Küche eine Fülle von Lebensmitteln, deren Nährwert dem der gehypten Exoten in nichts nachsteht – oft übertrifft er ihn sogar.
Viele dieser heimischen Kraftpakete sind das Ergebnis traditioneller Konservierungsmethoden, die nicht nur die Haltbarkeit verlängern, sondern auch den Nährwert erhöhen. Fermentation ist hier das magische Wort. Durch den Prozess der Milchsäuregärung entstehen nicht nur einzigartige Aromen, sondern auch wertvolle probiotische Kulturen, die unsere Darmgesundheit fördern. Ein perfektes Beispiel hierfür ist ein deutscher Klassiker, der zu Unrecht ein angestaubtes Image hat.
Fallstudie: Bayerisches Kraut (g.g.A.) als heimisches Superfood
Bayerisches Kraut oder Sauerkraut, das nach traditioneller Methode hergestellt wird, ist ein ernährungsphysiologisches Kraftwerk. Bei der Herstellung durchläuft der gehobelte Weißkohl eine mehrwöchige, natürliche Milchsäuregärung. Dieser Prozess hat mehrere Vorteile: Der hohe Vitamin-C-Gehalt des frischen Kohls bleibt nicht nur erhalten, er wird sogar leichter verfügbar. Gleichzeitig entstehen probiotische Bakterienstämme, die essentiell für eine gesunde Darmflora sind. Zudem werden verdauungsfördernde Enzyme gebildet. Anstatt teure probiotische Joghurts oder Kapseln zu kaufen, liefert traditionelles Sauerkraut diese Vorteile auf natürliche und kostengünstige Weise.
Neben Sauerkraut gehören auch andere traditionelle Produkte zu diesen heimischen Champions. Denken Sie an Harzer Roller, einen Sauermilchkäse, der extrem proteinreich und fettarm ist. Oder an Linsen von der Schwäbischen Alb (g.g.A.), die voller Ballaststoffe und pflanzlichem Eiweiß stecken. Die bewusste Entscheidung für diese regionalen und oft geschützten Produkte ist nicht nur ein Akt des Geschmacks-Aktivismus, sondern auch eine kluge Entscheidung für die eigene Gesundheit und den Geldbeutel.
Der Qualitäts-Check: Woran Sie erkennen, ob ein Kleidungsstück sein Geld wirklich wert ist
Die Philosophie hinter den geschützten Herkunftsbezeichnungen – die Wertschätzung von Authentizität, Handwerk und Herkunft – lässt sich weit über den Tellerrand hinaus anwenden. Sie ist eine Haltung, die uns helfen kann, in allen Lebensbereichen bessere Konsumentscheidungen zu treffen. Ein Bereich, in dem diese Denkweise dringend benötigt wird, ist die Modeindustrie, die von „Fast Fashion“ und mangelnder Transparenz geprägt ist. Doch auch hier gibt es ein wachsendes Bewusstsein und neue rechtliche Rahmenbedingungen.
Ähnlich wie bei Lebensmitteln gibt es auch bei handwerklichen und industriellen Erzeugnissen große Qualitätsunterschiede, die für den Laien oft schwer zu erkennen sind. Eine saubere Naht, ein hochwertiger Stoff oder ein guter Schnitt sind die Äquivalente zur Reifekristall im Käse. Sie sind Zeichen von Sorgfalt und Langlebigkeit. Die Europäische Union hat erkannt, dass der Schutz von regionalem Know-how nicht bei Lebensmitteln enden darf.
Eine neue Entwicklung zeigt, dass der Geist der g.U. und g.g.A. nun auch auf andere Sektoren übergreift. Dies ist ein wichtiger Schritt, um traditionelles Handwerk zu schützen und Verbrauchern mehr Sicherheit zu geben. So informiert das Deutsche Patent- und Markenamt, dass ab dem 1. Dezember 2025 handwerkliche Erzeugnisse EU-weit als geografische Angabe geschützt werden können. Dies könnte Produkte wie Solinger Messer, Lausitzer Glas oder erzgebirgische Holzkunst umfassen.
Was bedeutet das für Sie als Verbraucher? Es bedeutet, dass Sie bald auch bei diesen Produkten die gleiche Sicherheit haben werden wie bei einem Allgäuer Bergkäse. Das Siegel wird Ihnen garantieren, dass das Produkt tatsächlich aus der angegebenen Region stammt und nach den dort geltenden Qualitäts- und Handwerksstandards gefertigt wurde. Bis es so weit ist, gilt: Seien Sie neugierig und kritisch. Fragen Sie nach der Herkunft der Materialien. Schauen Sie sich die Verarbeitung genau an. Unterstützen Sie lokale Manufakturen und Designer. Die Prinzipien sind dieselben: Qualität hat einen fairen Preis, und Authentizität ist immer eine gute Investition.
Das Wichtigste in Kürze
- Siegel sind ein Versprechen: g.U., g.g.A. und g.t.S. sind keine Marketing-Gags, sondern rechtlich verbindliche Garantien für Herkunft, Tradition und Qualität.
- Qualität hat einen fairen Preis: Authentische Produkte sind ihre Kosten wert, da sie auf Handwerk, hochwertigen Rohstoffen und fairen Bedingungen basieren, was bei billigen Imitaten fehlt.
- Konsum ist ein kultureller Akt: Jeder Kauf eines geschützten Produkts ist eine Stimme für den Erhalt von Geschmacksvielfalt, traditionellem Wissen und lebendigen ländlichen Regionen.
Essen ist die ehrlichste Sprache der Welt: Wie Sie über den Teller die Seele eines Landes entdecken
Am Ende läuft alles auf eine einfache Wahrheit hinaus: Essen ist die universellste und ehrlichste Form der Kommunikation. Ein Stück Brot, ein Schluck Wein, ein Löffel Honig – sie alle erzählen eine Geschichte ohne Worte. Sie erzählen vom Boden, auf dem sie gewachsen sind, von der Sonne, die sie gereift hat, und von den Händen, die sie geformt haben. Produkte mit geschützter Herkunftsbezeichnung sind die reinsten Dialekte dieser Sprache. Sie sind unverfälscht, tief in ihrer Kultur verwurzelt und unmöglich zu fälschen.
Die Europäische Union hat den unschätzbaren Wert dieses Erbes erkannt. In einer trockenen, aber bedeutungsvollen Erklärung hält das Bundesministerium für Landwirtschaft fest:
Geografische Angaben und garantiert traditionelle Spezialitäten können für Agrarerzeugnisse und Lebensmittel unionsrechtlich geschützt werden.
– Bundesministerium für Landwirtschaft, Schutz von geografischen Angaben
Was hier so nüchtern klingt, ist in Wahrheit ein massives Bekenntnis zum Schutz der Vielfalt gegen die Monotonie der Globalisierung. Und dieser Schutz hat einen gewaltigen wirtschaftlichen Hebel. Eine EU-Studie beziffert den Gesamtverkaufswert von geografischen Angaben in der EU auf 77,15 Milliarden Euro. Dieses Geld fließt nicht an anonyme Konzerne, sondern sichert die Existenz von tausenden kleinen und mittleren Betrieben, erhält Arbeitsplätze im ländlichen Raum und bewahrt Landschaften vor der Zersiedelung.
Wenn Sie also das nächste Mal bewusst ein solches Produkt wählen, tun Sie mehr als nur eine Mahlzeit zuzubereiten. Sie werden Teil dieser positiven Wertschöpfungskette. Sie werden zum Genuss-Botschafter, zum Geschmacks-Aktivisten, zum Hüter eines kleinen Stücks der Seele Europas. Sie sorgen dafür, dass die Geschichten weiter erzählt werden – auf die ehrlichste Art und Weise, die es gibt: über den Teller.
Werden Sie zum Entdecker, zum Kenner und zum Beschützer. Beginnen Sie noch heute damit, das kulinarische Erbe Ihrer Region und Europas zu erkunden, zu schmecken und wertzuschätzen – Bissen für Bissen.